Vor ein paar Wochen hat mir mein Hausarzt geraten, daß ich mich wegen einer Beschneidung an einen Urologen wenden soll, weil ich meine Vorhaut nur mit Schwierigkeiten über die Eichel schieben kann. Seitdem habe ich mich davor gedrückt dort einen Termin auszumachen, weil ich eigentlich überhaupt nichts darüber weiß und mich nicht getraut habe, meinen Hausarzt danach zu fragen.
Könnt Ihr mir sagen, was da auf mich zukommt und mir auch mal so allgemein erklären, was eine Beschneidung für Folgen hat?
Thomas, 15, Münster Dr.-Sommer-Team: Jeder fünfte Mann in Deutschland lebt und liebt "beschnitten"! Hallo Thomas! Du machst Dir Gedanken zur Beschneidung. Tut das weh? Wie wird das wohl danach sein? Hat man da hinterher noch Gefühle? Was passiert eigentlich bei der Operation? Wird der Penis dann wirklich noch steif? Wie finden Mädchen einen beschnittenen Penis? Gibt es viele, die das machen lassen? Fragen über Fragen, die sich stellen, wenn man sich mit diesem Thema näher beschäftigt. Ich gebe Dir mal einige Informationen dazu. Dann kannst Du Dir leichter Deine eigene Meinung bilden. Die Entfernung der Penisvorhaut (Beschneidung) ist weltweit der häufigste operative Eingriff. In vielen Ländern wird er bei Jungen schon kurz nach der Geburt oder im frühen Kindesalter aus religiösen Gründen durchgeführt. Die Beschneidung hat dabei in verschiedenen Kulturen unterschiedliche Bedeutungen. Werden z.B. Anhänger des jüdischen Glaubens am achten Tag nach der Geburt beschnitten, weil dies im 1. Buch Mose (17:9 - 17:15) so festgelegt ist, so dient die Beschneidungszeremonie bei vielen Naturvölkern als sog. Initiationsritus, d.h. die Entfernung der Vorhaut symbolisiert den Zeitpunkt, an dem ein Junge zum Mann wird. In Westeuropa hat die Beschneidung hauptsächlich medizinische und hygienische Bedeutung. Während in den USA etwa 80 % aller Männer schon im Kindesalter beschnitten werden, sind es in Deutschland nur etwa 20 %, die mehr oder weniger freiwillig auf ihre Vorhaut verzichten. Das kann z.B. notwendig werden, wenn sich die Vorhaut - so wie bei Dir - nicht oder nur unter Schmerzen über die Eichel zurückschieben läßt (Phimose). Dadurch ist es kaum möglich, den Eichelkranz - das ist die Furche am übergang von der Eichel zum Penisschaft - von Smegma zu reinigen. Smegma ist eine weißliche Substanz, die sich dort regelmäßig aus abgeschuppten Hautzellen, Drüsensekreten und Harnresten bildet und die zu Entzündungen des Penis und der Vorhaut führen kann, wenn man sich dort nicht regelmäßig wäscht. Man schreibt dem Smegma sogar krebserregende Eigenschaften zu. Manche Männer haben einfach keine Lust mehr auf die tägliche Schrubberei und lassen sich vorsorglich beschneiden, damit sich das Smegma erst gar nicht ansammeln kann. Wieder andere finden einen beschnittenen Penis einfach schöner und gehen deshalb zum Arzt. Und wie finden Mädchen und Frauen einen Penis ohne Vorhaut? Wie so vieles im Leben ist das Geschmackssache. Ein Mädchen erzählte mir mal, daß sie den beschnittenen Penis ihres jetzigen Freundes viel samtiger und fester empfindet. "Nicht so, wie ein aufgeweichter Hot Dog." Wieder andere sagen, daß er so "erschreckend nackt" aussehe. Tatsache ist aber, daß für die meisten Mädchen der Penis viel weniger wichtig ist, als der Kerl, der "dranhängt". Wenn der liebenswert ist, dann ist es völlig wurscht, ob er beschnitten ist oder nicht. Wenn sich ein Junge beschneiden läßt, dann braucht er danach etwas Zeit, "seinen besten Freund" wieder neu kennenzulernen. Natürlich wird er auch nach der kleinen Operation immer noch steif und selbstverständlich ist der Penis danach immer noch empfindsam. Am Anfang reagiert die Eichel etwas überempfindlich, da sie vorher von der Vorhaut verdeckt war und jetzt direkten Kontakt z.B. zum Stoff der Unterhose hat. Diese überempfindlichkeit legt sich aber nach ein paar Wochen. Auch bei der Selbstbefriedigung stehen neue Erfahrungen an. Onanierte ein Junge vorher indem er z.B. die Vorhaut vor und zurückschob, wird er schnell herausfinden, wie er sich nun auf andere Weise zum Höhepunkt bringen kann. Z.B. durch reiben oder mit sanftem Druck der Hand, die den Penis beim Onanieren umschließt. übrigens: Viele Jungen, die vorher Probleme mit einem unbefriedigend schnellen Samenerguß hatten, können ihre Lust danach oft länger genießen. Die kleine Operation wird meist in der Praxis eines Urologen oder Chirurgen, wahlweise unter einer kurzen Vollnarkose oder in örtlicher Betäubung durchgeführt. Danach kann der Patient nach Hause gehen. Am Folgetag kann er noch leichte Schmerzen haben, nach etwa einer Woche ist die Wunde schon weitgehend abgeheilt. Probleme beim Heilungsprozeß gibt es nur dann, wenn sich die Wunde entzündet. Das kann passieren, wenn der Patient nicht den Empfehlungen des Arztes folgt und die Wunde z.B. nicht trocken hält, zu früh wieder onaniert oder Geschlechtsverkehr hat. Damit sollte er mindestens 10 bis 14 Tage warten. Falls Du noch weitere Fragen dazu hast, gehe doch einfach mal zu einem Urologen und erkundige Dich. Du brauchst Dich nicht zu schämen, denn Beschneidungsoperationen gehören zu seinem täglichen Job. |