Eine Reihe von Studien zeigen ein erhöhtes Auftreten von Gebärmutterhalskrebs bei Frauen, die einen oder mehrere unbeschnittene Sexualpartner hatten. Diese Studien sind genau dahingehend zu prüfen, inwiefern kulturelle und andere Einflüsse in Bevölkerungsgruppen mit unterschiedlichen Beschneidungshäufigkeiten mit berücksichtigt wurden. In einer von 1982-1990 in Madras durchgeführten Untersuchung an 5000 Frauen mit Gebärmutterhalskrebs und 3000 Männern mit Peniskrebs zeigte sich, daß Gebärmutterhalskrebs bei muslimischen Frauen im (Vergleich zu Christen und Hindus) selten auftrat, muslimische Männer waren von Peniskrebs überhaupt nicht betroffen [22]. Aus einer Fall-Kontroll-Studie von 1993 an 1107 indischen Frauen mit Gebärmutterhalskrebs wurde berichtet, daß Sex mit unbeschnittenen oder erst nach dem ersten Lebensjahr beschnittenen Männern mit einem auf das 4fache erhöhten Erkrankungsrisiko assoziiert war; dabei wurden Faktoren wie Alter, Alter bei erstem Geschlechtsverkehr und Schulbildung kontrolliert [1]. Eine andere, ebenfalls 1993 veröffentlichte Studie über verschiedene Krebserkrankungen in Kaschmir kam zu dem Schluß, daß die dort weit verbreitete routinemäßige Vorhautbeschneidung für die gegenüber dem Rest von Indien sehr niedrige Erkrankungshäufigkeit verantwortlich ist [14]. Aus Israel wurde 1994 über eine Studie an 4 Gruppen von Frauen im Alter von 17-60 Jahren berichtet. Bei keiner gynäkologisch gesunden Einwohnerinn von Moshav konnte HPV 16/18 nachgewiesen werden, unter Kibbutz-Bewohnerinnen dagegen bei 1,8 % [24]. Bei Frauen mit gynäkologischen Beschwerden fand sich HPV 16/18 zu 9 % bei jüdischen und 12 % bei nichtjüdischen Frauen. Die HPV-Viren vom Typ 16 und 18 verursachen bösartige Hautveränderungen am Penis (penile intraepitheliale Neoplasien, PIN). Nach einer 1987 im angesehenen New England Journal of Medicine veröffentlichten Studie haben Frauen mit Gebärmutterhalskrebs häufiger Partner mit PIN, der männlichen Form bösartiger Schleimhautveränderungen des Gebärmutterhalses (cervikale intraepitheliale Neoplasien, CIN) [6]. Demnach ist die deutliche Zunahme von Gebärmutterhalskrebs in Australien wie den meisten anderen Ländern der Welt wenigstens teilweise den unbeschnittenen Männern zuzuschreiben. Nach dem Rückgang der Beschneidungshäufigkeit in Australien ist sogar noch eine Zunahme von Gebärmutterhalskrebs zu erwarten, sobald die wenig beschnittenen Jahrgänge in das sexuell aktive Alter kommen. |